Dienstag, 4. Juni 2013

Steht Fair Trade auch für "fair taxed"?

Ich war heute Abend bei der Veranstaltung "(Um)Steuern! Steuerbetrug, Geldwäsche und Korruption" des Wiener Instituts für internationalen Dialog und Zusammenarbeit. Dort hat James Henry vom International Tax Justice Network  aus New York erzählt, dass von einer Banane, die um 60 pence nach England geliefert wird, nur 1 p. Steuern gezahlt werden. Aufgrund einer Vielzahl von verwirrenden Transaktionen zwischen unterschiedlichen Ländern bleibt der Handel mit der Banane weitgehend steuerfrei. Aber was wenn ich eine Banane mit dem Fair Trade Siegel kaufen, kann ich dann sicher sein, dass diese Banane korrekt versteuert wurde?

In letzter Zeit ist mehrmals in den Medien erwähnt worden, dass die Kaffeehauskette Starbucks zu den - vorsichtig ausgedrückt - "steueroptimierenden" Unternehmen gehört. Auf der heutigen Veranstaltung habe ich gehört, dass Starbucks den gesamten Kaffee aus der Schweiz bezieht. Ich kenne die Schweiz nicht besonders gut, aber ich habe noch nie gehört, dass dort Kaffee angebaut wird. Als Land für interessante Finanzgeschäfte und niedrige Steuern ist die Schweiz jedoch weltweit bekannt. Wer also "Fair Trade" Kaffee bei Starbucks trinkt, kann nicht automatisch davon ausgehen, dass dieser Kaffee auch aus moralischer Sicht gesehen "fair" versteuert wurde. Und was auf Kaffee zutrifft, wird wohl auch bei Bananen der Fall sein. Denn Fair Trade steht für bessere Arbeitsbedingungen bei der Erzeugung eines Produkts, eine durchgehend "faire" Wertschöpfungskette wird damit nicht sichergestellt. Brauchen wir auch ein "Fair Tax"-Siegel oder ist es eh ok, wenn multinationale Konzerne sich "steueroptimierend" verhalten? Was meint Ihr?

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